Ideen des Budo, die von jedem wahren Meister der Kampfkunst studiert werden sollten...

Heiho
 

"Des Kriegers (Hei) Methode (Ho)": eine militärische Strategie

Bezeichnung von Ito Ittosai Kagehisa (1560-1653) in seinem Itto-ryu Ken jutsu für eine neue Philosophie in der Kampfkunst mit dem Schwert: das Training muss mehr der geistigen Entwicklung dienen als beim eigentlichen Erlernen der Techniken. Ohne einen starken Willen und der "richtigen" geistigen Einstellung wird der, der die Kunst des Schwertes übt, es nur schaffen, sich selbst zu zerstören. Diese Einstellung muss ruhig, rein und aufrichtig sein (Makoto). Es ist der einzige Weg, die Bewegungen des Gegners zu seinem Vorteil zu nutzen (Katsujin-no-ken). Heiho, in dem es keine Aggressivität gibt, bezieht sich so auf eine rein verteidigende Einstellung. (In der japanischen Sprache bedeuten die Schriftzeichen für Hei-ho  "der Weg des Kriegers", in der chinesischen Sprache "der Weg vom Frieden").

Definiert als solche, ist es das Ziel der Schwert-Meister (Kenshi) während der Edo Periode (1603-1868), die auch als Seiho bezeichnet wird, diese neue Philosophie von der Kunst des Schwertes (Ken-no-shinzui) weiterzugeben an alle Schüler der Yagyu Shinkage-ryu.

 

Isshin-itto
 

"Ein Geist, ein Schwert", Ausdruck, der vom Meister des Schwertes (Ken-jutsu) Ito Ittosai benutzt wird, um die Tatsache zu unterstreichen, dass es keine technische Perfektion ohne geistige Reife geben kann.

Ito Ittosai Kagehisa (1560-1653) war der Überzeugung dass es für einen Mann ohne moralische Werte nutzlos war, eine effektive Kampftechnik zu erlernen, denn dieses Lernen käme nur einer Selbstzerstörung gleich. Er glaubte auch, dass jemand, der die Schwertkampftechnik lernen wollte, beides  meistern musste, die Literatur (Bun) und die kriegerische Kunst (Bu). Es war, vor allem, ein offensichtlicher Anreiz als Ziel für den Krieger, einen nützlicheren Charakter weiterzuentwickeln für die friedliche Gesellschaft, die von den Tokugawas unterstützt wird. Itto-ryu unterrichtete das Prinzip von Shin-ki-ryoku, das die "Macht ist (ryoku) vom Verstand (shin) und von der inneren Energie (ki)", bereit sich ihr anzuvertrauen, sogar wenn das eigene Leben in Gefahr ist.

Dies ist der Grund, warum Ito Ittosai den Namen Ken-jutsu für seine Schule nicht mochte, denn er dachte, dass dieser Begriff zu begrenzt ist und zu roh. Er zog den Namen Heiho vor, oder Itto-ryu Heiho, weil er sagte, Ken-jutsu ist die Kunst vom Töten, wohingegen Heiho die Kunst des "sich selbst Schützen" ist. Auch wenn die Endergebnisse vielleicht gleich sind, liegt der wesentliche Unterschied in der Einstellung und in dem Geist der Technik. Es war immer möglich, einen Gegner zu besiegen indem man ihn tötete, aber die höchste Stufe in der Erkenntnis von Itto-ryu Heiho liegt im Behalten des Schwertes in seiner Scheide so lange wie möglich, und so -im Vermeiden der Konfrontation- den psychologischen Vorteil zu nutzen, mit dem es möglich ist, einen potentiellen Angreifer am Angriff zu hindern. Wir finden hier die Bedeutung vom Mutekatsu (Sieg ohne Hände) von Bokuden Tsukahara (1490-1571), der diese Möglichkeit als den größten möglichen Sieg über den Gegner und sich selbst betrachtete.

  

Heijo-Shin-kore-do
 

Auch Heijo-Shin -kore-michi: "das alltägliche Gewissen ist der Weg", berühmte Antwort, gegeben von Meister Zen Nansen Fugen, auf die Frage "was ist der Weg?" seines Schülers Joshu Jushin während eines Koan, der letzterem die Inspiration (Satori) brachte.

Diese Antwort bezieht sich auf den Geisteszustand (Heijo-Shin) in dem der Verstand, oder das Gewissen, in keine Richtung strömt, sondern sich in einem ausgeglichenen Zustand befindet, "alltäglich" bezeichnet. Während des 8. Jahrhunderts definierte schon der chinesische Meister des Chan (jap.:Baso) Ma-tseu seinen Weg als den des "täglichen Verstandes".

Diese Idee ist ein Eckpunkt in den klassischen Kampfkünsten (Budo) des alten Japan geworden. Sie kann, unter anderem, gefunden werden in der Vorstellung von Iwa-no-mi (der Körper ist ein Fels), beschrieben von Miyamoto Musashi in "Die Kunst des Schwertes". Der Krieger ist geistig in allen seinen Lebenslagen im Zustand des Heijo-Shin, welches zuerst eine geistige Einstellung bedeutet, übergehend in eine körperliche Einstellung. Die ganze Sache gibt einen sehr starken Eindruck von Stabilität, Ruhe, Selbstbeherrschung. Dies sollte der Fall sein auf dem Schlacht-Feld sowie im täglichen Leben. Das ist der einzige Weg effizient den unerwartetesten Situationen gegenüberzustehen und den Kampf zu überleben. Das Wesen des Heijo-Shin-kore-michi war so Mittelpunkt der Beschäftigung dessen, der den Weg der Waffen gewählt hatte, des Samurai.

Roland Habersetzer -  8 Dan Karatedo
Präsident des C.R.B ("Centre de Recherche Budo")

(Auszüge aus einem wichtigen Buch von Sensei Habersetzer, das in 2000 bei Amphora veröffentlicht wird).
Übersetzt von: Wolfgang Lang.